Dienstag, 15. September 2015

Der Trafikant: Franz auf dem Riesenrad

Franz auf dem Riesenrad

…ballte er die Faust, holte aus und schlug so fest gegen die Bretterwand, dass die beiden Tauben, die sich auf dem Gondeldach schon lange zur ruhe gehockt hatten, erschreckt aufflatterten und in der Weite der Nacht verschwanden.

Er schnaufte tief ein und aus und setzte sich in der Gondel hin. Er betrachtete seine Hand, die langsam ihr Farbenspiel von Rot über violett nach blau begann und er sah, wie das Blut langsam über den Handrücken auf den Boden lief. Seine Gedanken begannen sich langsam wieder zu sammeln und überlegte sich, warum er das wunderschöne böhmische Mädchen verloren hatte. Sie war süss, aber gleichzeitig sehr fordernd, sie hatte mehr Erfahrung als er. Er realisierte das er einfach zu scheu war und das der Fehler definitiv bei ihm lag. So machte er sich immer mehr Vorwürfe, während die Gondel immer näher zum Boden kam. Als er ausstieg, lief er fast alleine über den Praterplatz und kaum jemand bemerkte seine verkümmerte Persönlichkeit. Franz wollte so sehr der Anweisung des berühmten Mann Sigmund Freud Folge leisten, denn das sollte ihm ja sein Leben wieder gerade richten und eine bessere Lebensqualität verleihen, doch es fühlte sich für ihn an, als hätte dieser Abend genau das Gegenteil bei ihm bewirkt. Ausser das er ein wenig Erfahrung gesammelt hatte.
Vielleicht war es genau das. Vielleicht wollte Dr. Freud nur dass ich ein wenig Erfahrung sammle. Langsam schlich sich der Mut in Franz Körper zurück und Franz richtete seinen gebuckelten Oberkörper wieder gerade, putze sein mit Tränen & Schweiss überlaufenes Gesicht mit dem Stofftuch, rückte seine Hose und sein Hemd wieder gerade und lief erhobenen Hauptes durch die verlassenen Gassen von Wien, bis er an der Trafik ankam.

In seinen Bett lag er und flüsterte leise: „Erfahrung, das könnte die Lösung sein.“

Dienstag, 1. September 2015

Interpretation: Warum begehen Vrenchen und Sali Doppelsuizid?

Warum begehen Vrenchen und Sali Doppelsuizid?

Im Buch „Romeo und Julia auf dem Dorfe“ von Gottfried Keller begehen die Kinder Vrenchen und Sali am Ende des Buches Selbstmord. Doch wieso passierte so etwas? Suchten sie die Erlösung oder was war die Absicht dieses Doppelsuizid?

Sali und Vrenchen waren die Kinder zweier Bauern, welche sich durch die Besitzfrage eines kleinen Stück Landes zerstritten haben. Durch den ewigen Rechtsstreit welcher Kosten mit sich führte und durch die seelische Belastung, welche den Bauern die Energie raubte um die restlichen Felder noch zu bewirtschaften,  gingen die Bauern bankrott und wurden mittellos . Sali und Vrenchen litten sehr unter diesem Zustand, da sie für ihre Väter alles machen mussten und im Dorf verachtet wurden. Ausserdem durften sich Vrenchen und Sali durch die Fehde nicht sehen, was die beiden auch seelisch belastete.

Ich denke auf den beiden war ein riesen Druck, den in ihren Leben war schon lange nichts mehr gut gelaufen. Sie hatten kaum eine Zukunft, sie waren arm und mittellos, sie hatten keine Unterstützung. Sie mussten mitansehen wie ihre Familien immer weiter zugrunde gehen, ohne etwas daran ändern zu können, da ihre Väter einfach zu stur waren, um eine geeignete und konstruktive Lösung zu finden. Sie fanden kurze Aufmunterung und Auflockerung in der Liebe. Sali und Vrenchen trafen sich heimlich und fanden ihren Seelenverwandten. Die Liebe verhalf ihnen, sich etwas besser zu fühlen. Doch ihre Liebe, welche nicht ausgelebt werden kann, treibt sie in ein noch grösseres seelisches Tief. Durch ihre Mittellosigkeit und den Familienstreit, war es ihnen verboten, miteinander zu leben. Sie wollten in diesem Zustand nicht mehr leben, sie versuchten einen Tag ihr Leben zu geniessen und merkten, dass es aber nie möglich sein kann so zu leben. Sie fanden als einzige Möglichkeit, irgendwie trotzdem glücklich zu sein, den Tod. Ich vermute, sie suchten im Tod die Erlösung von der psychischen und seelischen Belastung, welche sie andauernd tragen mussten. Ich denke, es war für die jugendlichen einfach alles zu viel und obwohl die Aktion mit eher spontan erscheint, so ist es für mich eine logische Folgerung der Geschehnisse. Denn die Beiden waren sehr frustriert über ihr Leben und waren einen Tag lang glücklich, nach Jahren der Dunkelheit, Einsamkeit und Armseligkeit. Da ist es doch mehr als verständlich, dass sie dieses Gefühl von Freiheit, Freude und Liebe nicht mehr hergeben wollen. Sie waren zu verbittert in ihrem vorherigen Zustand.


Ich würde sagen, dass Vrenchen und Sali diesen Doppelsuizid nicht in einem Rausch, sondern in unerbittlichen Traurigkeit und Kummer getan haben. Sie wollten einfach nur glücklich sein und dies konnten sie mit dem Tod erreichen, es war für sie eine wahrliche Erlösung.