Mittwoch, 25. März 2015

Gedichtinterpretation: "Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren"

Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren

Das Gedicht „Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren“ von Novalis stammt aus der Epoche der Romantik. Es handelt von der Überbewertung der Wissenschaft und der Unterschätzung der Gefühle und dem Irrationalen.  

Das Gedicht hat 12 Verse, welche als Paarreime aufgebaut sind. Das Metrum besteht durchgängig aus einem vierhebigen Jambus, ausser bei V.6 sowie 11 und 12. Dort sind es eingeschobene Anapästen. Auch eine weibliche Kadenz bleibt bestehen, in Ausnahme von Vers 11 und 12.

Das Gedicht handelt von der Abneigung gegen den Rationalismus. Im 2. Vers sagt er, dass der „Schlüssel aller Kreaturen“ der Irrationalismus ist. Novalis setzt deutliche Zweifel an den Rationalismus und den Verstand. Er gibt in den weiteren Versen immer wieder Beispiele, wo man mit dem Rationalismus nicht weiterkommt. Er verdeutlicht dies, indem er die Kunst („Singen oder küssen“) höher als die Wissenschaft („Tiefgelehrten“) stellt. Im Vers 6 kommt dann der eingeschobene Anapäst. Der Anapäst deutet auf einen kurzen Wechsel an. Er sagt er möchte sich zurückbegeben in das freie Leben, so war er wahrscheinlich schon mal dort. Er meint damit, dass er wieder zurück in die Zeit vor der Aufklärung will. In Vers 7 argumentiert er weiter an den Vorteilen das Irrationalismus und der Kunst. Er verdeutlicht die Klarheit und Wahrheit. Im Vers 11 und 12 kommen dann wieder Anapästen. Sie zeigen dass jetzt etwas „fest“ ist. Es gibt klare Konsequenzen, falls die Bedingungen erfüllt werden.

Auffällig ist im Gedicht, dass immer wieder „Wenn“ und „Dann“ Sätze vorkommen, eine sogenannte Anapher. Es ist wie ein Spiel von Bedingung und Konsequenz. Er stellt die Bedingungen bis Vers 10, danach werden sie dann aufgelöst. Eine weitere Auffälligkeit sind die weiblichen Kadenzen bis Vers 10. Die Verse enden immer mit dem Buchstaben „n“. Sie scheinen offen und noch nicht beantwortet zu sein. Vers 11 und 12 jedoch haben eine männliche Kadenz und enden mit einem „t“. Sie scheinen definitiv und fest zu sein, sie sind die Antwort oder das Ergebnis.


Dieses Gedicht ist deutlich der Epoche der Romantik zuzuordnen. Der Autor Novalis übt deutliche Kritik an der Aufklärung aus und sagt in Vers 5 und 6, wie gerne er wieder in die Zeit vor der Ausklärung zurückwill, wo er mal war. Er sagt, er möchte Freiheit, Klarheit und Wahrheit haben, diese kann er in der Aufklärung nicht finden. Er ist ein deutlicher Gegensprecher des Rationalismus. 

Mittwoch, 4. März 2015

Essay: Das Auge - Tödliche Einflüsse auf die Wahrnehmung


Das Auge: Tödliche Einflüsse auf die Wahrnehmung

Das Auge ist ein sehr komplexes Sinnesorgan zur Wahrnehmung von Lichtreizen. Es kann so viele verschiedene Formen und Farben haben. Auch die Leistungsfähigkeit und die Funktion des Auges unterscheiden sich stark. Vor allem in der Tierwelt, dort hat sich das Auge stark an die Anforderungen des jeweiligen Organismus angepasst. Wir sehen mit dem Auge alles was wir möchten. Wir schaffen es sogar, dass wir Sachen sehen, die es gar nicht gibt. Das Auge ist in Kombination mit der Vorstellungskraft ein unglaubliches Ding.

Das Auge kann auch ein Motiv sein. Erinnert man sich an E.T.A. Hoffmann’s Lektüre „Der Sandmann“ merkt man, dass das Auge auch ziemlich angsteinflössend sein kann. Der Protagonist Nathanael verknüpft viele Schlechte Dinge mit dem Auge. Er wird fast wahnsinnig, weil sobald er eine spezielle Form von Augen sieht, es mit seiner Vergangenheit verknüpft, in derer der böse Coppelius die Augen der Kinder schändet. Sein Auge nimmt dann alles anders wahr. Er sieht die Brillen des Wetterglashändlers nicht mehr als Brillen, sondern sieht in den Brillen alles blutspritzende Augen. Seine Wahrnehmung ist völlig gestört durch seine Erfahrung in der Kindheit.

Heutzutage würde man ihn in eine psychiatrische Klinik einweisen, denn seine Wahrnehmungsstörung ist nicht ganz ungefährlich. Die meisten Leute, die an psychischen Krankheiten und Wahnvorstellungen haben, kommen nicht mehr alleine aus diesen heraus. Sie brauchen Betreuung durch ausgebildetes Personal. So etwas hätte Nathanael auch gebraucht, denn er kommt nicht mehr klar, er verliebt sich in Olimpia, welche sehr starr wirkt und kaum Reaktion zeigt, ihre Augen sehen unmenschlich aus. Sein Auge ist so fixiert von ihr, weil er in ihr sich selbst sieht, dass er nicht merkt, dass sie nur eine Wachsgestalt ist.  Sein Verhalten ist schon fast narzisstisch, könnte man sagen. Dass er keine Betreuung hatte, welche ihn versteht und sich in ihn hineinversetzen konnte, hatte für ihn fatale Folgen. Denn nur ein Perspektiv liess ihn in seine alte Wahrnehmungsstörung zurückfallen. Er machte Suizid.

Dieses Literaturwerk übt auf eine Art Kritik an der Gesellschaft aus. Es zeigt, dass man sich mehr um die Menschen mit Wahnvorstellungen und verstörten Wahrnehmungen kümmern sollte. Der Nathanael wurde im Buch alleingelassen, denn weder Clara, noch Lothar konnten ihm helfen. Stellen sie sich vor es wäre ihr Bruder, der von einer solchen Krankheit ergriffen wird und sie helfen ihm nicht. Hätten sie dann kein Schlechtes Gewissen, wenn sie die Nachricht erreicht, dass er Selbstmord gemacht hat? Sie hätten wahrscheinlich eine tiefe Schuld in sich weil sie zu wenig aufmerksam gewesen wären. Deshalb liegt es an Ihnen, dass sie aufmerksamer sind und sich mehr einsetzen für psychisch kranke Menschen.

In der heutigen Zeit, wo alles fotografiert und gefilmt wird mit den Smartphones, wird aber sowieso alles aus einer anderen Sicht begutachtet. Die Bilder die man sieht, sind häufig nicht mehr echt, denn alles ist bearbeitet. Das menschliche Auge wird getäuscht durch die vielen Medien und die vielen Möglichkeiten der Bearbeitung und Veränderung der Bilder. Menschen zeigen sich in der Social Media stark und man kann nicht mehr erkennen, ob sie im Innern wirklich auch stark sind. Man sieht heutzutage vieles anders als es wirklich ist!
Ein Essay von SIRI L. RÜEGG